Wie aus einem Stinkefinger ein Werbeartikel wird?
Was so ein kürzlich gestreckter Mittelfinger eines Nationaltrainers so alles auslösen kann? Welche Gedanken er freizusetzen vermag, welche Institutionen, Gremien, Gerichte er wohl monatelang noch beschäftigen wird, das alles werden wir noch erleben. Doch die Frage aller Fragen ist nicht wem diese unschöne Geste galt. Die wurde vom Trainer ja schon umgehend beantwortet: nämlich sich selbst. Nein, die Frage ist vielmehr, was war das? Hätte er mich vor den Interviews um Rat gefragt, wäre die Sache womöglich rasch ad acta gelegt worden. Denn ich hätte Herrn H. entschieden geantwortet, dass das, was er soeben gezeigt hat, Kunst ist. Pop-art um genauer zu sein! A new Andy Warhol is born.
Wir können die Campbell’s-Suppendosen nun endgültig wegräumen, die Zunge von Einstein zukleben, den Blitz des Berner Schwingers Usain Bolt in den Sägemehl ableiten. Was Sie da kürzlich fast nonchalant gezeigt haben, gehört definitiv ins MoMA! (Museum of Modern Art oder auf www.trikora.com) Gebe es einen 3D-Handscanner, eine Art Fotokamera mit dem man 3D-Objekte – wie eben diesen Stinkefinger – fokussieren könnte, um dann sogleich ein Wachsmodell daraus zu erstellen, ich hätt’s noch während des Spiels auf dem „Platz der vergebenen 3 Punkte“ getan. Aus dem 3D-Modell würde dann ein Werkzeug für eine Serienproduktion hergestellt werden.
Denn viele Kunden suchen ja keine 0815-Werbeartikel. Wir Verkäufer der Trikora AG, und ich in meiner Tätigkeit als Aussendienstmitarbeiter kriegen es nur zu oft zu hören: „Liefern Sie uns frische Ideen, neuartige Promoartikel, etwas das noch nicht alle haben…“ Meine monatelange Suche nach so einem speziellen Artikel hat in diesen Tagen ein Ende gefunden: Der Stinkefinger in 3D! Mal als Kerze, mal in gegossenem Acrylglas als Briefbeschwerer oder mehrere nebeneinander, an der Wand, in poliertem Metall als Kleiderhaken, dann als Schlüsselanhänger etc. Und hey, warum nicht auch als (Anti)-Award für die dümmste Bemerkung, stinkfrechste Ausrede usw.? Der Stinkefinger als Anschauungsobjekt sollte weiter in keinem Lehrmittelverlag fehlen! Denn die Lehrer sollten im Fach „Mensch und Umwelt“ den Stinkefinger im sozialen Kontext früh mit den Kids thematisieren. In der Zeichenstunde findet das Modell dann eine weitere wertvolle Daseinsberechtigung.
Ich sehe schon Tausende kleiner Stinkefinger basierend auf dem gezeigten Modell unseres Nationaltrainers H. auf dem Förderband dahinflitzen. Lauter Dollar-Scheine. Ich weiss nicht, wie es euch da draussen geht aber ich bin Herrn H. zutiefst dankbar, was er mit seiner Affekthandlung alles ausgelöst hat. Mir hat er zum Beispiel die Denk- und Schreibblockade gelöst. Würde ich mich mit Therapiesitzungen, Selbsterkenntnis-Theorien u.ä. beschäftigen, der Stinkefinger bekäme eine zentrale Rolle! Wäre ich ein Werber, würde ich mir den Finger nicht krumm machen. Nein, mit nur einem geraden Finger – eben diesem Stinkefinger des Herrn H. – mittels einer Plakatkampagne gegen die Walfänger protestieren und so die „Sea Shepherds“ unterstützen. Entsprechende neue T-Shirts, Caps, Mugs für den Webshop würde ich gleich mitliefern. Vielleicht liesse sich noch eine Produktion finden, die Buttersäure in stinkefinger-förmigen Behältnissen beisteuert, die ich dann aufs Deck der Walfang-Schiffe werfen könnte?
Ich bin sicher, dass auch andere sich ab und zu von so einem gestreckten Mittelfinger zu neuen Aktionen, Taten, Ideen und Denkanstössen oder ganz einfach zu mehr Mut inspirieren lassen werden. Somit wären die eingangs gestellten Fragen wohl beantwortet? Finger hoch? Aber welchen nun?